Das Leiden Christi spürbar werden lassen
Waldershofer Kirchenchor und "Music & More" meistern äußerst anspruchsvolles Passionskonzert

Waldershof. Knapp 300 Besucher werden es wohl gewesen sein, die in die Kirche St. Sebastian kamen, um das gemeinsame Konzert von Waldershofer Kirchenchor und "Music & More" zu genießen. Mit "Miserere mei" wagten sich beide Chöre an ein sehr anspruchsvolles Werk und ernteten zum Schluss lang anhaltenden Applaus.

"Wer sich der ernsten, sakralen Musik aussetzt, wird gerade in der Passionszeit statt fröhlicher und jubelnder Musik dunkle, flehende und traurige Töne vorfinden", unterstrich Pfarrer Johannes Wolff. Das Konzert möge jedem Einzelnen helfen, die Bedeutung des Kreuzes Christi für das persönliche Leben erneut zu erkennen.

Unter der Leitung von Dirigent Hubertus Krämer interpretierten die beiden Chöre zu Beginn das wohl bekannteste Werk von Gregori Allegri, "Miserere Mei". Bewusst verzichtete Krämer während des gesamten Konzertes auf instrumentale Begleitung. Alle Lieder trug der Chor a cappella vor, so auch den von Allegri vertonten Ruf um Verzeihung. Sprecher Peter Besold informierte die Besucher darüber, dass das Konzert vor allem den 51. Psalm und den vierten Bußpsalm zum Thema habe. Es gehe darum, Reue und Umkehr zu zeigen, also die eigene Schuld zu erkennen. In der modernen Zeit seien die christlichen Werte teilweise verloren gegangen. Heute sei man wieder auf dem Weg, Blutopfer zu fordern, so wie damals, als man Jesus ans Kreuz nagelte. Mit "O vos omnes" und "Cruzifixus" zeichneten die Sängerinnen und Sänger die Situation nach, in der Christus ans Kreuz genagelt wurde und schließlich in der letzten Sterbeminute nach Gott rief.

Befreiung durch den Tod

Selbst für schwere Zeiten im Leben machte Besold Hoffnung: "Wer im Leben hängt, nicht weiter weiß, hat trotzdem die Gewissheit, dass er gewinnt, weil Jesus schon für uns gestorben ist". Diese Gewissheit brachten die Chöre mit "Dextera mei" zu Ausdruck. Mit dem achtstimmigen, doppelchörigen "Pater in manus tuas" zeichneten die beiden Chöre den langsamen, würdevollen Übertritt vom Leben in die Unendlichkeit nach und vertonten so die Befreiung des menschlichen Lebens durch den Tod. "In der Passionszeit" und "Am Charfreitage", ebenfalls achtstimmig gesungen, verdeutlichten die Sängerinnen und Sänger die unvergleichliche Hingabe Jesu als menschliches Opfer, die die Menschheit von der schweren Erbschuld befreite.

Klage und Aufschrei

Besold machte deutlich, dass Unschuldige immer zu den ersten Opfern zählen. So meinte man bei "Christus factus est" nicht nur den letzten Aufschrei des Gekreuzigten zu hören, sondern auch die Klage und den Aufschrei der heutigen Zeit und mit "Jesu, meines Lebens Leben" den Trost und die Geborgenheit der geschundenen Seelen zu spüren.

Dem aktuellen Kinofilm "Passion Christi" fehle mit Reue und Umkehr das entscheidende Moment, das in Wirklichkeit die Passion Christi ausmache, meinte der Sprecher weiter. Die ewige Anbetung und das Flehen um Verzeihung kam mit dem sechsstimmigen Werk "Adoramus te, Christie" zum Ausdruck, der Dank für die Erlösung bei "Ehre sei dir, Christi". "Es waren diesmal viele auswärtige Besucher im Konzert. Mit rund 300 Gästen war die Kirche gut gefüllt", zog Dirigent Hubertus Krämer nach der Aufführung Bilanz und betonte, dass die beiden Chöre sich an Kirchenwerke gewagt hatten, die normalerweise nur Profichöre interpretieren.

Reife Leistung

"Die Sängerinnen und Sänger haben sich sehr wacker geschlagen, weil man direkt vor dem Altarraum akustisch kaum seinen Nachbarn und den Vordermann singen hört und sich somit nicht in das allgemeine Stimmbild einordnen kann", so der Dirigent. Mit dem Vokalensemble "Music & More" probte Krämer rund ein halbes Jahr, mit dem Kirchenchor von St. Sebastian hatte er entschieden weniger Zeit und fand erst nach der Weihnachtszeit die Gelegenheit zur Probe.

Ein lang anhaltender Beifall am Ende des einstündigen Konzerts zeigte ihm und den Chorsängern die Begeisterung der Zuhörer. Sie applaudierten noch eine Nuance lauter, als ein Chormitglied dem Dirigenten zum Dank einen Blumenstrauß überreichte.

Quelle: DER NEUE TAG, 30.03.2004
Text: Hubert Laubert