Ökumenisches Konzert in Waldershof
Benefiz: Mit der Musik Gutes tun

WALDERSHOF - Über 200 Instrumentalisten, Sängerinnen und Sänger aus zehn Ensembles musizierten und sangen in einem ökumenischen Benefizkonzert in der katholischen Pfarrkirche Sankt Sebastian für die renovierungsbedürftigen Kirchen beider Gemeinden: Sie boten ein zweistündiges Konzert, das alle Generationen und Stilrichtungen vereinte. Den Zuhörern entlockte es stürmischen Beifall und am Ende manchen Geldschein.

Ein wahrhaft verbindendes Ereignis dürfe er ankündigen, freute sich Hausherr Pfarrer Johannes Wolff in seiner Begrüßung, nachdem der Evangelische Posaunenchor Schönbrunn unter der Leitung von Rainer Hofmann mit einem barocken Marsch die Gäste in der voll besetzten Kirche eingestimmt hatte. "Benefiz", das aus dem Lateinischen komme und am besten mit "Gutes tun" übersetzt werde, treffe heute gleich in mehrfacher Hinsicht zu, sagte Wolff. Sowohl den Aktiven als auch den Zuhörern tue die Musik einfach gut; was an Spenden "Gutes" herauskomme, würden sich die beiden Pfarrgemeinden geschwisterlich teilen. So müsse der Glockenturm der evangelischen und bei der katholischen Kirche vor allem das Dach renoviert werden. Nicht zuletzt meine auch Gott es gut mit den Menschen, die sich hier versammelt hätten.

Dieser Meinung war offensichtlich auch der Evangelische Kinderchor Groschlattengrün-Pechbrunn-Poppenreuth mit seiner Leiterin Elke Kastner. Ganz bei der Sache und auswendig sangen sie, von Luise Limpert auf dem E-Piano begleitet, drei Lieder von Gottes Liebe: "Echt elefantastisch", "Gott malt mit bunten Farben" und "Gott, Gott, Gott geht mit". Zu ihnen gesellten sich anschließend die Erwachsenen, nämlich der Evangelische Kirchenchor Groschlattengrün-Pechbrunn, ebenfalls unter der Leitung von Elke Kastner. Sie begannen mit dem Stück des Romantikers Friedrich Silcher "Jauchzet, jauchzet dem Herrn", gut intoniert, jedoch mit anfangs sehr dominierendem Alt. Homogener war der Chorklang in den modernen Liedern "Herr, du gibst uns Hoffnung" und dem Kanon "Wo die Liebe wohnt". Hier gefielen vor allem die Männerstimmen. Einen wunderbaren Einstieg hatte der Kirchenchor der Expositur Poppenreuth unter der Leitung von Christa Köllner. Ihm gelang ein beeindruckendes "Oster-Halleluja" mit Orgel- und Trompetenbegleitung (Andreas Zintl), bevor er sich an ein Stück aus Mozarts "Cosi fan tutte" wagte. Das berühmte "Von guten Mächten wunderbar geborgen" machte den A-cappella-Abschluss.

Perfekte Intonation

Routiniert, mit gewohnt perfekter Intonation gab das Ensemble Kreuzer aus Mitterteich ebenfalls drei Stücke zum Besten. "Sei gegrüßt zu tausend Malen" des ehemaligen Münchner Domkapellmeisters Max Eham, das Spiritual "Go down, Moses", atemberaubend gesetzt, sowie das geläufige "Hebe deine Augen auf" von Felix Mendelssohn-Bartholdy - kurze Blitzlichter der Musikliteratur, die die Qualität des reinen Frauenchors unter Brigitte Kreuzer erneut bewiesen.

Pfarrer Andreas Kraft betonte den Grundgedanken des Benefizkonzerts: Zum Glück gehe es nicht um einen Wettbewerb, sondern um das Verbindende an der Musik, die deshalb auch "etwas Himmlisches" sei. Himmlischen Blechbläser-Jazz gab es gleich darauf vom Posaunenchor Schönbrunn mit der "Halleluja-Suite".

Aus Kemnath kommt der Gospelchor "Just for Joy" unter der Leitung von Andrea Kick. "Heavenly love" und "I got a feeling" hießen die beiden ersten Titel, eingängige Arrangements, begleitet von E-Piano und Querflöte. Auch das afrikanische "Siya-hamb ekukhanyen kwenkhos" bekam begeisterten Beifall.

Dann war die "musikalische Hausmacht" der Pfarrei Sankt Sebastian an der Reihe, beginnend mit dem Jugendchor "Carpe diem" ("Pflücke den Tag"). "Und ein neuer Morgen" des Neusser Komponisten Gregor Linßen machte hier den Anfang, gefolgt vom Spiritual "It's me, o Lord" und "Jesus Christ, you are my life." Schöne, mit Gespür ausgewählte Lieder, deren Mehrstimmigkeit nur manchmal von der guten, aber lauten Band "zugedeckt" wurde.

Auch wenn es wirklich kein Wettbewerb war: Der Kirchenchor von Sankt Sebastian unter der Leitung von Hubertus Krämer (Bild) braucht keinen Vergleich zu scheuen. Der Chorleiter schafft es offenbar problemlos, den nicht einmal großen Chor zu einem homogenen, dynamisch ausgefeilten Ensemble zusammenzufügen. Ein Genuss das Spiritual "Let us break", bei dem der Sopran in den Höhen glänzte, ebenso "Plenty good room" (Anm.: aufgeführt wurde "I'm Gonna Sing") mit brillanten Männerstimmen. Hier kann man nur gratulieren.

Ganz der klassischen Chorliteratur zugeneigt zeigte sich der Männergesangverein 1896 Waldershof, geleitet von Josef Schraml. "Harre meine Seele" und das orthodoxe "Herr der Herrlichkeit" wurden gut a-cappella gemeistert; dem "Preiset froh den Herrn" verlieh die Orgelbegleitung festlichen Charakter.

Eine Generalprobe

Für den Kirchenchor von Sankt Bartholomäus Marktredwitz war es eine Art Generalprobe: Kantorin Luise Limpert wird mit ihrem Chor am 22. Juli in Wunsiedel und am 23. Juli in Maria Kulm das Haydnsche Oratorium "Die Schöpfung" aufführen und gab hier eine beeindruckende Kostprobe.

Nach dem Segen erhob sich die Gemeinde zum gemeinsamen "Nun danket alle Gott", geführt vom Posaunenchor. Wie gut alles bei den Zuhörern angekommen war, zeigte auch das spontane Mitklatschen beim "Rausschmeißer" - das Blech verabschiedete sich mit einem furiosen "Oh when the saints".

Ein äußerst erfolgreiches Benefizkonzert also, an einem Ort, der nicht passender hätte sein können: Die Kirche Sankt Sebastian wurde Ende der sechziger Jahre, kurz nach dem II. Vatikanischen Konzil als Symbol des "wandernden Gottesvolkes" in Zeltform architektonisch verwirklicht. Mit Sicherheit konnten an diesem Sonntag viele Schritte aufeinander zu getan werden.


Quelle: Frankenpost, 3. Mai 2006
Text und Foto: Uschi Geiger