"Hört, ihr Leut und lasst euch sagen ... Wir heißen euch
willkommen heut, d'Luisenburg schickt ihre Leut ...".
So begrüßten am Freitag die Mitterteicher Nachtwächter standesgemäß die
zahlreichen Zuhörer und Schauspieler, die sich im Modehaus Zeitler am Unteren Marktplatz
eingefunden hatten. Bereits zum dritten Mal wurde dem Mitterteicher Publikum auf Einladung
des Arbeitskreises Heimatpflege der Spielplan der Luisenburg-Festspiele in diesem Rahmen
vorgestellt.
Der musikalische Leiter der Nachtwächter, Hubertus Krämer, in diesem
Jahr selbst Mitglied des Ensembles der Luisenburg, stellte gleich zu Beginn seine
Schauspielkollegen einzeln vor. Mit den Worten: "Eine Instanz in Bayern - auf dem
Nockherberg besser als das Original", wurde schließlich der neue Intendant Michael
Lerchenberg dem Publikum präsentiert.
"Guten Abend, Herr Ministerpräsident und Herr Innenminister", begrüßte
Bürgermeister Roland Grillmeier Michael Lerchenberg und Gerd Lohmeyer, beide Mitwirkende
des Münchner Starkbieranstichs. Mit dem Besuch der prominenten Bühnen-Akteure, so der
Bürgermeister, sei auch ein wenig Luisenburg-Flair in Mitterteich zu spüren. Die Lacher
hatte er auf seiner Seite, als er kurz auf die Fernsehbekanntheit Lerchenbergs in der Serie
"Bulle von Tölz" einging, wo Bürgermeister, Landrat, Bauunternehmer und Prälat stets in
irgendwelche kleine Machenschaften verwickelt sind. "So etwas kommt nur in Oberbayern vor,
nicht in der Oberpfalz", versicherte er schelmisch.
Intendant Lerchenberg und Dramaturg Manfred Bachmayer stellten zusammen
mit den Schauspielern die Stücke der Luisenburg vor. "Sie sind in diesem Jahr so
ausgewählt, dass die Natur und der Wald der Luisenburg eine wesentliche Hauptrolle
spielen", unterstrich Lerchenberg. Viele Szenen aus "Ronja Räubertochter", "Jagdszenen aus
Niederbayern" und dem Shakespeare-Stück "Wie es euch gefällt" spielen in Natur und
Wald.
Hinter dem Musical "Anatevka" - Premiere am 25. Juni - steckt laut
Bachmayer "das Bemühen, wie Tevje, der Fiedler auf dem Dach, irgendwie durchs Leben zu
kommen und dabei nicht runter zu fallen". Immer wieder habe der Mann Rückschläge zu
verkraften und den Mut aufzubringen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Dies werde noch
durch die eingearbeitete Zeitgeschichte der Russland-Juden unterstrichen. Lerchenberg
bemerkte, dass man zurzeit, ähnlich wie in Oberammergau, diejenigen an ihrer Haar- und
Bartpracht leicht erkennen könne, die in Anatevka mitwirken und nahm Hans Possehn von den
Mitterteicher Nachtwächtern als Beispiel. Er sei als Sänger und Darsteller mit auf der
Bühne.
Laut Intendant Lerchenberg kehrt die Shakespeare-Komödie "Wie es euch
gefällt" zurück auf die Luisenburg (Start am 30. Juni). Sie habe ganz zu Beginn der
Luisenburg auf dem Spielplan gestanden. Shakespeare habe darin auch viel Sonette
verarbeitet. Gerade das Liedgut des Stückes wolle er wieder auf die Naturbühne bringen,
unterstrich er. Heuer wird man sich allerdings des Liedguts aus der Romantik bedienen und
daraus besonders jener Lieder, die die Handlung des klassischen Bühnenstückes vortrefflich
begleiten und untermauern. Die Besonderheit des Werkes liege im "Aufeinanderprallen
unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen wie Einheimischen und Fremden". Die Mitterteicher
Nachtwächter zeigten darauf den musikalischen Unterschied zwischen dem Original und der
diesjährigen Inszenierung. Sie sangen zuerst in der englischen Fassung aus Shakespeares "As
you like it" das Madrigal "Under the greenwood tree", dessen Musik Hubertus Krämer im Stile
des 16. Jahrhunderts extra für diesen Abend komponiert und mit den Nachtwächtern
einstudiert hatte. Darauf folgte das deutsche Pandon eines romantischen Waldliedes aus dem
19. Jahrhundert, mit dem Titel "Wie schöner ist's im grünen Wald".
"Längst überfällig, dass es auf die Luisenburg kommt", kommentierte
Lerchenberg die "Jagdszenen aus Niederbayern" (Start 16. Juli). Der Kern des Stückes drehe
sich um das Anderssein der Menschen. Wer durch sein Verhalten und seine Taten in der
Allgemeinheit auffalle, mache sich verdächtig und werde bekämpft. "Heute würde man sagen,
es ist die moderne Art von Mobbing".
Gerade mit diesem so genannten "Volksstück" wolle die Luisenburg einen
"anspruchsvollen Schwerpunkt" setzen, denn die Bezeichnung "Volksstück" sei keineswegs
immer mit einem lustigen Stück verbunden. Im Grunde genommen seien die "Jagdszenen" sogar
ein richtiges Drama. "Gott sei Dank ist unser Bühnenstück freundlicher als die
Prosa-Fassung", meinte Lerchenberg nach der Schlussszene mit Manz und Lohmeyer.
Auffällig bei der Präsentation der Bühnenstücke im Modehaus Zeitler war
das Können der beiden jüngsten Schauspieler, Jessica Higgins und Stefan Murr. Sowohl in
"Anatevka", als auch in "Wie es euch gefällt" kommen sich die beiden als Liebespaar näher.
Kurzerhand und als Überraschung für die Zuhörer wurde die Szene auf das Modehaus
umgetextet. So wurde aus einer Schäferhütte eine Umkleidekabine und aus Bäumen Säulen.
Erfahren und durchaus witzig zeigten sich Monika Manz und Gerd Lohmeyer, die das
Aufeinandertreffen der Gebildeten mit den Einheimischen im Shakespeare-Stück gekonnt
vortrugen.
Beim anschließenden Beisammensein der Schauspieler mit den Vertretern
der Stadt, des Arbeitskreises Heimatpflege und weiterer Gäste, stellte Werner Männer,
Vorsitzender des Arbeitskreises, die Glas- und Porzellanstadt vor. Männer berichtete von
der Entwicklung und dem gesellschaftlichen Leben. Nicht unerwähnt ließ er dabei den
"Zoigl", zu dessen Geschichte er noch weitere Details vortrug. Die Mitterteicher
Nachtwächter gaben im Laufe des Abends zur Freude der Gäste noch eine Reihe
bayrisch-böhmischer Gstanzln zum Besten.
Text: Hubert Laubert, Hubertus Krämer
Bilder: Hubertus Krämer, Werner Männer
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